Content Presenting. Schauspielerin, Regisseurin, Drehbuchautorin — Karoline Herfurth ist die Überfliegerin des deutschen Fernsehens. Jetzt kommt der neue What to say to an escort in die Kinos. Wir sprachen mit ihr über Geschlechterrollen, ihre Flugangst und das Körperbild heutiger Frauen. Die Jährige, die in einem Berliner Fotostudio vor einer Tasse grünem Tee Platz genommen hat, blickt auf 29 Jahre Filmerfahrung zurück. Ihr Themenspektrum reicht von Paartherapie und Antidepressiva über Botox und Essstörungen bis zu Vaginalstraffung und männlicher Gewalt — stets Witz und aufklärerischen Ernst mischend. Leichtigkeit in einen Film zu bringen ist schwer. Warum haben Sie Prostitution zu einem zentralen Thema Ihres Films gemacht? Karoline Herfurth: Schätzungen zufolge nehmen täglich etwa 1,2 Millionen Männer in Deutschland eine Prostituierte in Anspruch. Auch die Statistiken zur geschlechtsspezifischen Gewalt von Männern sind erschreckend. Für mich sind diese Dinge Ausdruck patriarchaler Strukturen, die eben noch lange nicht Geschichte sind. Herfurth: Ja, die allgemeine Darstellung ist ja eher, dass Prostitution bis auf ein paar brutale Randerscheinungen ein normaler Beruf sei. Wenn einem Prostituierte ihre Erfahrungen erzählen, begreift man aber, wie romantisiert unsere Vorstellung dieser Welt ist. ICON: Nach konservativer Schätzung arbeiten in Deutschland rund Sind Sie dafür, dass sogenannte Sexarbeit gesetzlich verboten wird? Herfurth: Ich vertrete eher das Nordische Modell, das zuerst in Schweden und Norwegen eingeführt wurde. Dort werden nicht die Prostituierten bestraft, sondern ihre Kunden. Ich halte dieses Sexkaufverbot für richtig, weil Freiwilligkeit und Konsens in diesem Gewerbe in meinen Augen eine Illusion sind. Frauen hätten nur dann Wahlfreiheit, wenn sie strukturell gleichberechtigt wären — und davon sind wir weit entfernt. Herfurth: Nein, und warum sollte ich es wollen? Lust, die ohne die Lust des anderen auskommt, ist mir nicht begreiflich. Geht man davon aus, dass, konservativ gerechnet, 50 Prozent der Prostituierten keine Wahlfreiheit haben, dann hat ein Freier eine Prozent-Chance, ein Vergewaltiger zu sein. Haben Sie eine Idee, was für heutige Teenager ein positives Bild von Männlichkeit sein könnte? Herfurth: Wahrscheinlich ist heute das Smartphone die wirkmächtigste und unkontrollierteste Sozialisationsagentur für Jugendliche. Deshalb finde ich es richtig, wenn Schulen den Gebrauch von Smartphones so lange wie möglich verbieten. Die Prägung der Geschlechterrollen findet allerdings bereits durch Kinderbücher statt. Diese Geschlechterbilder geben wir intuitiv an unsere Kinder weiter. Niemand ist so abhängig wie Kinder von ihren Eltern. Herfurth: Ich glaube, ich habe als Studentin aufgehört, darüber nachzudenken, was an einem Mann womöglich männlich ist oder nicht. Ersetzen Sie Männlichkeit durch menschlich sein und Achtung vor den individuellen Grenzen des Gegenübers. Das sind für mich schöne Unisex-Kriterien. Ist Regie für Sie die Königsklasse? Herfurth: Regie ist eine Monsteraufgabe, eine Haut-und-Haar-Verpflichtung. Ich stecke dann zwar mit jeder Zelle meines Seins und Geistes im jeweiligen What to say to an escort, aber ich liebe es, für die Ausgestaltung einer Geschichte verantwortlich zu sein. Ist der Film fertig, brauche ich eine längere Pause vom ständigen kreativen Output. Ich merke zunehmend, wie gut es ist, dann auch wieder eine andere Seite des Lebens zu spüren. ICON: Sie sind mit Christopher Doll verheiratet, dem Produzenten Ihrer Filme, und haben zwei gemeinsame Kinder, die noch zur Schule gehen. Zeigt Ihre Lustkurve als Schauspielerin nach oben oder unten? Da ich 40 bin, reden wir über zwei Drittel meines Lebens. Mit den zunehmenden eigenen Erfahrungen kann ich eine Figur viel genauer entwickeln als noch vor zehn Jahren. ICON: Irritiert es Sie inzwischen, in einem Film mitzuspielen, bei dem Sie nicht selbst Regie führen? Herfurth: Nein, ich finde es wahnsinnig schön, mich auf die Visionen von anderen einzulassen und meinen Input beizusteuern. Den eigenen Horizont und die eigene Klaviatur kennt man irgendwann. Umso neugieriger bin ich auf neue Tonalitäten, Blickwinkel und Atmosphären. Was Tonalitäten angeht, habe ich als Schauspielerin viel mehr Möglichkeiten als beim Regieführen.
Diese Diskrepanz auszuhalten ist eine Lebensaufgabe. Mit den zunehmenden eigenen Erfahrungen kann ich eine Figur viel genauer entwickeln als noch vor zehn Jahren. Herfurth: Nein, ich denke, ich stürze ab. Was Tonalitäten angeht, habe ich als Schauspielerin viel mehr Möglichkeiten als beim Regieführen. Disappearing messages.
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