Natürlich habe ich Vorurteile. Ich hatte sie auf der Bank gar nicht bemerkt. Pony, Zopf im Nacken, ungeschminkt. Style: eher Ethno, Sneakers, Rucksack. Das soll sich in den nächsten zwei Stunden ändern. Marleen geht, wie viele ihrer KollegInnen, gegen ein neues Gesetz auf die Barrikaden — deshalb treffen wir uns hier. Vor drei Monaten ist das sogenannte Prostituiertenschutzgesetz ProstSchG in Kraft getreten. Im Zweifel, so denke ich, die bürgerliche Moral vor Anschlägen auf die sexuelle Ordnung. Versprochen hat man sich vom neuen ProstSchG, das das in Kraft getretene Prostitutionsgesetz ProstG ergänzt, sowohl mehr Schutz von SexarbeiterInnen als auch breitere Möglichkeiten der Kontrolle illegal zu einer prostituierten zu gehen sowohl, um Menschenhandel und Zwangsprostitution beizukommen, als auch in Sachen Besteuerung. Doch die Kritik an den neuen Regelungen ist harsch. Stein des Anstosses ist vor allem die im neuen Gesetz verankerte Anmeldepflicht für SexarbeiterInnen. Ohne entsprechende Erlaubnis darf niemand der Prostitution nachgehen. Zudem müssen SexarbeiterInnen die entsprechende Bescheinigung immer während ihrer Arbeitszeit bei sich führen. Was die Gefahr birgt, ungewollt aufzufliegen. Herauszufinden, ob jemand freiwillig arbeitet oder nicht, sei so nicht zu bewerkstelligen. Das wird nicht aufgehen, ist sich auch Marleen sicher. Aufgewachsen in einem Land, das Prostitution zwar nicht verbietet, sie aber stigmatisiert, frage natürlich auch ich Marleen in den ersten zehn Minuten, wie sie denn in diesem Job landete. Neugier habe sie getrieben. Und, natürlich, die Aussicht auf einen einträglichen Nebenverdienst. Angefangen hat sie in einem Anbahnungslokal in Wilmersdorf, damals lebte sie noch in Prenzlauer Berg. Als Vorbereitung auf den Job beschäftigte sie sich politisch mit dem Thema und nahm an einer Einstiegsberatung beim Hydra e. Ob ich mir klar bin über Stigmatisierungen. Ob meine Vorstellungen von der Arbeit mit der Wirklichkeit übereinstimmen. Und wie ich auf meine Psychohygiene achte. Wie sie das aushalte? Ich investiere nicht in Freundschaften oder Beziehungen mit Menschen, die mich nicht so akzeptieren, wie ich bin. Wertedebatte zum Thema zu führen, die breit in der Gesellschaft verankert werden sollte. Für Marleen führen solche Begrifflichkeiten zu einer Selbststigmatisierung und zu Respektlosigkeit durch Freier, denn es spreche ihr Verhandlungsmacht ab. Weil ich ja dächte, ich hätte mich verkauft. Ebenso, wie ein Friseur auch nicht seine Hände verkaufe. Das hat etwas Aktives. Ich gehe arbeiten, ich gebe den Ton an. Dass man mit Repressionen weder Zwangsprostitution noch Menschenhandel beikommen wird, davon ist Illegal zu einer prostituierten zu gehen überzeugt. Als viel sinnvoller und effektiver erachtet sie die sogenannte Peer-Education, die auf Gemeinsamkeit setzt: Die gemeinsame Sexarbeitserfahrung, der daraus resultierende Umgang miteinander und bei migrantischen SexarbeiterInnen eventuell auch die gemeinsame Migrationserfahrung oder Muttersprache. Nur so könne Vertrauen entstehen. Bei Hydra etwa gibt es ein Peer-Projekt, bei dem SexarbeiterInnen in Bordellen Aufklärungsarbeit machen. Klar, es gebe die Getäuschten, die in der Annahme nach Deutschland kommen, als Babysitter oder in der Eisdiele zu arbeiten. Aber auch viele, die schon daheim in der Prostitution gearbeitet haben. Manche sind komplett auf sich allein gestellt. Und trotzdem, es seien Frauen, die sich entscheiden, zu emigrieren, um zu arbeiten. Stattdessen spricht man ihnen jedwede Selbstbestimmung ab — die ewigen Opfer. Ich klingele, gehe über den Hof ins Hinterhaus und klopfe an die Tür im Erdgeschoss. Schneider, Typ Mike Krüger, öffnet. Im Flur ein kleiner Altar mit Sonnenblumen, Buddha, Madonna und Jesus.
Auch laut einer Studie des Landes NRW aus dem Jahr hatte weniger als die Hälfte der befragten Prostituierten eine Rentenversicherung oder eine anderweitige private Altersvorsorge. In: Handelsblatt. Gesetzliche Regulierung der Prostitution in Europa. Ebenda: Abschlussbericht der wissenschaftlichen Begleitung zum Bundesmodellprojekt: Unterstützung des Ausstiegs aus der Prostitution. Ist die Anmeldung bundesweit gültig?
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Beispielsweise müssen sich Prostituierte bei der zuständigen Behörde anmelden und regelmäßig verpflichtend Beratungs- und Gesundheitsgespräche. Dazwischen gibt es alle möglichen Abstufungen: Manchmal ist die Prostitution an sich legal, aber Bordelle sind illegal. In manchen Ländern. Die Prostitution von Jugendlichen unter 18 Jahren ist verboten. Ende waren Prostituierte in Deutschland offiziell angemeldet. Bordell im Jahrhundert (Zeichnung vom Meister mit den Bandrollen, um ). · Ein Freier macht sich strafbar, wenn er die Prostituierte * den Prostituierten verletzt.Juli ist das neue Prostituiertenschutzgesetz in Kraft und wird von der Branche heftig kritisiert — auch Bordelle in Prenzlauer Berg bangen um ihre Zukunft. Bis durften Prostituierte nicht allein von sexuellen Dienstleistungen leben, sondern mussten noch ein weiteres Einkommen nachweisen. In: rbb Für die Auswahl des wissenschaftlichen Sachverständigen startete das Bundesgesellschaftsministerium im August ein europaweites Vergabeverfahren. Eine Debatte zur Reform des Prostitutionsgesetzes ProstG von führte zu dem Prostituiertenschutzgesetz im Jahr ProstSchG. Teile siehe Prostituiertenschutzgesetz scheinen seit nicht mehr aktuell zu sein. Bitte alle Cookies akzeptieren Mit "Alle Cookies akzeptieren" stimmst du der Verwendung aller Cookies zu. Belgien In Belgien ist Prostitution zwar legal, aber nicht reguliert. Das Gesetz legt ein weites Begriffsverständnis von Prostitution zugrunde, um möglichst viele Geschäftsmodelle im Bereich der sexuellen Dienstleistung zu erfassen. April , abgerufen am Prostitution unter 18 Jahre ist verboten. Da sich mit Navigationsmenü Meine Werkzeuge Nicht angemeldet Diskussionsseite Beiträge Benutzerkonto erstellen Anmelden. In der Schweiz sind sexuelle Dienstleistungen und Konsum von bezahltem Sex legal. November , abgerufen am Prostitution ist in Armenien verboten, allerdings ist dieser Staat seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion ein Herkunftsland für Opfer des Menschenhandels. Namensräume Artikel Diskussion. Oktober , abgerufen am 8. PDF; kB Hrsg. Als Prostituierte gelten dabei Personen, die sexuelle Dienstleistungen erbringen - so bezeichnet man eine sexuelle Handlung mindestens einer Person an oder vor mindestens einer anderen anwesenden Person gegen Entgelt oder das Zulassen einer sexuellen Handlung an oder vor der eigenen Person gegen Entgelt. Nun berufen sich die Emmas nicht auf die Gottebenbildlichkeit, um den Schutz vor Selbsterniedrigung zu begründen. Auch Bezirksbürgermeister Benn wagt ein zwiespältiges Statement zum neuen Gesetz. Prostituierte haben immer das Recht, eine sexuelle Dienstleistung zu verweigern oder abzubrechen, auch wenn sie vorher so vereinbart wurde. Welche Mindeststandards gelten für Prostitutionsstätten? August Es ist möglich, dass du Fragen zur romantischen und sexuellen Orientierung hast und spürst, dass du dich zu deinem oder zu mehreren Geschlechern hingezogen fühlst. Jahrhundert arbeitet. Kriminalität [ Bearbeiten Quelltext bearbeiten ]. Der Reichsfinanzhof entschied die Steuerpflicht; ähnlich der Oberste Finanzgerichtshof