Diana hat eine Familie zu ernähren: Irgendwo in der ehemaligen Sowjetunion wächst ihr behinderter Sohn bei ihrer Mutter und ihrer Schwester auf. Sie selbst lebt ohne Aufenthaltserlaubnis im Westen. Einst hatte sie Theaterwissenschaft studiert und wollte Regisseurin werden. Aber irgendwann begann sie, die finanziellen Engpässe mit Gelegenheitsprostitution zu überbrücken. Als Illegale im Westen blieb ihr dann keine andere Möglichkeit mehr, als vollends in der Prostitution zu landen. Diana, Hauptfigur des Romans «Die Erdfresserin» von Julya Rabinowich, ist eine von wenigen Prostituierten aus Osteuropa, die nicht nur als klischeehafte Nebenrolle in einem Roman auftauchen, sondern als literarisches Subjekt mit einer Vergangenheit, mit Träumen und Gefühlen. Und mit inneren Verstrickungen: Sie kann durchaus brutal sein, wenn sie etwas durchsetzen will, kämpft mit Ellbogen und Tricks um ihr Überleben — und bricht dennoch eines Tages zusammen, wird buchstäblich zur «Erdfresserin». Die Fähigkeit, den Weg einer selbstbewussten jungen Frau zu prostituierte aus dem osteuropa, die durch ihre Entscheidung für die «Sexarbeit» langsam, aber sicher den Boden prostituierte aus dem osteuropa den Füssen verliert, verdankt die österreichische Autorin auch ihrer Tätigkeit als Dolmetscherin in einer therapeutischen Einrichtung, in der sie vielen «Dianas» zugehört hat. Sie weiss, wie gebildet manche Frauen sind, die verstört, verhärtet und verzweifelt dort landen — und wie schwer es ist, ihnen zu helfen. Im Roman beginnt Diana zwar Prostituierte aus dem osteuropa zu fassen, sie öffnet sich dem Therapeuten; dann aber muss sie erfahren, dass es für sie kein Bleiberecht gibt, weil sie nicht aus einem Kriegsgebiet kommt — und sie ist noch nicht einmal vergewaltigt worden, wie eine Sozialarbeiterin fast bedauernd feststellt. Frauen aus Osteuropa sind beliebt als Putz- oder Ehefrauen — und gesucht als Sexarbeiterinnen im Frauenhandel. Wie aber lebt eine Osteuropäerin im Westen mit diesem Image? Darüber gibt nun ein Buch von Sofi Oksanen Auskunft. Als sie vor zwei Jahren mit ihrem Roman «Fegefeuer» Furore machte, in dem sie unter anderm beschrieb, wie junge Frauen aus der ehemaligen Sowjetunion in die Zwangsprostitution gelockt werden, erfuhr man von der Autorin nur, dass sie als Tochter eines finnischen Vaters und einer estnischen Mutter geboren worden war. Genaueres zu Hinter- und Abgründen ihres Werdegangs lässt sich nun in ihrem Erstling «Stalins Kühe» nachlesen, der jetzt auf Deutsch vorliegt. Im Lauf der Lektüre drängt sich eine andere Bedeutung auf: Es könnten damit auch die russischen Frauen gemeint sein, die finnischen Männern das Leben versüssen. Annas Vater arbeitet oft in Russland, und es ist kein Geheimnis, dass auch er dort seine Geliebten hat. Annas Mutter Katariina aber schweigt verbittert. Als Estin ist sie für die finnische Verwandtschaft nicht viel besser als eine «Russenhure»: ein «estnisches Flittchen», das es geschafft hat, sich einen Mann aus dem Westen zu angeln. Dass sie Ingenieurin war und nur zögernd dem Werben des Finnen nachgegeben hat, glaubt ihr sowieso niemand. Und weil die estnische Herkunft eine einzige Peinlichkeit ist, bringt Katariina ihrer Tochter bei, diese zu verschweigen. Anna spricht akzentfrei finnisch, ist klug und schön, aber sie schleppt die verschwiegene «Schande» durch ihre Jugend und entwickelt extreme Essstörungen. Der Roman hat die Wucht eines Erstlings. In vielen kurzen Kapiteln wird eine leidvolle Erfahrung geradezu herausgespuckt. Selten hat man in deutscher Sprache so genau gelesen, wie sich das West-Ost-Gefälle für Frauen aus dem Ostblock auswirkte, die sich im Kontakt zu Männern aus dem Westen einen Ausweg aus ihrer Situation in der osteuropäischen Heimat erhofften — und meist doch nur in ein Leben voll Verachtung und Ausgrenzung gerieten. Julya Rabinowich: «Die Erdfresserin». Deuticke Verlag. Wien Sofi Oksanen: «Stalins Kühe». Köln Hat Ihnen dieser Text gefallen? Hat er Ihnen geholfen, Ihre Haltung zum Thema zu schärfen, oder hat er Sie vortrefflich provoziert? Und was ist Ihnen das wert? Unabhängiger Journalismus ist auf einen Beitrag vieler angewiesen. Mit Träumen und Gefühlen Diana, Hauptfigur des Romans «Die Erdfresserin» von Julya Rabinowich, ist eine von wenigen Prostituierten aus Osteuropa, die nicht nur als klischeehafte Nebenrolle in einem Roman auftauchen, sondern als literarisches Subjekt mit einer Vergangenheit, mit Träumen und Gefühlen. Ein «estnisches Flittchen» Annas Vater arbeitet oft in Russland, und es ist kein Geheimnis, dass auch er dort seine Geliebten hat.
Stop talking about the police! Mit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine verschlimmert sich die Situation zusehends. Viele Mädchen haben mir erzählt, dass sie sich nicht nach jedem Gast waschen, weil sie dann zu viel Zeit verlieren würden, sie reinigen sich mit nassen Taschentüchern oder nutzen schnell das Waschbecken. Da hierfür keine Mehrheit im Parlament in Sicht war, wurde am Ausgemergelte Gesichter, leere Blicke. Ähnliche Texte Das könnte Sie auch interessieren In Frankfurt und Zofingen : 45 Minuten lesen pro Tag Sie ist der Star der finnischen Literatur und hat am Dienstagabend mit ihrer Rede «Santa Claus spricht Finnisch» die Buchmesse in Frankfurt eröffnet: Sofi Oksanen.
Ihr Profil
In Osteuropa hat die Historie eine traurige Entwicklung hervorgerufen. Vermehrter Menschenhandel und Zwangsprostitution. Die Opfer in den westlichen Industrieländern sind zu 80 bis 90 % Frauen aus Mittel- und Osteuropa: aus Polen, aus Tschechien, aus Rumänien, aus dem Baltikum. Julya Rabinowich und Sofi Oksanen schildern in ihren Romanen das Schicksal von Frauen aus dem Ostblock, die als Sexarbeiterinnen im Westen. Laut Schätzungen gibt es bis zu Prostituierte in Spanien, mit vielen Immigrantinnen aus Lateinamerika, Afrika oder Osteuropa. Türkei, In der.Erst später wurde uns klar, was eigentlich passiert war. Viele sind obdachlos, erzählt Gerhard Schönborn, Streetworker in Berlin. Bosnien und Herzegowina. Prostitution ist in Armenien verboten, allerdings ist dieser Staat seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion ein Herkunftsland für Opfer des Menschenhandels. PDF Abgerufen am 4. Das hat sich auch verändert, weil inzwischen so ein Mischkonsum stattfindet. Demnach machen sich Freier lediglich strafbar, wenn sie Dienste von Prostituierten in Anspruch nehmen, die einen Zuhälter haben oder die Opfer von Menschenhandel sind. Sofi Oksanen: «Stalins Kühe». Regisseurin über ihre Doku "Lovemobil". Dort dominiert die Einschätzung, die betroffenen Frauen trügen selbst die Schuld an ihrer Situation. Doch ausgerechnet der katholische Wohlfahrtsverband Caritas blockierte den Bescheid […] von Stefan Feinig am Juli [ 31 ] machen sich Kunden strafbar Nordisches Modell für Prostitution. Anna spricht akzentfrei finnisch, ist klug und schön, aber sie schleppt die verschwiegene «Schande» durch ihre Jugend und entwickelt extreme Essstörungen. Februar englisch. Man gibt seine Kameras ab und dann sitzt man, trinkt ein Bier und starrt. Bereits vor der EU-Osterweiterung war Menschenhandel in Osteuropa ein immanentes und dennoch beiseitegeschobenes Problem. Wie wir bereits aus verschiedenen Gesprächen zuvor erfahren hatten, ist die lettische Polizei eine der schlechtesten der Welt und einige verdienen wohl selbst ganz gut mit diesem Gewerbe, mit dem wir es zu tun hatten. Wir wollten einfach nur zahlen, gehen und schlafen, da wir am nächsten Tag eine Menge auf der Agenda hatten, doch als mir die Rechnung überreicht wurde, stutzte ich erstmal und meine Pupillen weiteten sich so sehr, dass man hätte meinen können, ich wäre auf einem sehr bitteren und fiesen High und das bereits seit mehreren Tagen und Nächten. Und wir haben sie auf gut Glück in einem Hotel untergebracht. Absurd und tiefgründig. Denn die Nachfrage bestimmt bekanntlich das Angebot. Laut Schätzungen gibt es bis zu In Deutschland gibt es dort neben diversen Interessenvertretungen auch den Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen. In diesem Moment dachte ich noch, das wäre das Sinnvollste, was ich seit langer Zeit gehört habe. Nur wenige Menschen wagen den Blick in das Milieu. Mit Träumen und Gefühlen Diana, Hauptfigur des Romans «Die Erdfresserin» von Julya Rabinowich, ist eine von wenigen Prostituierten aus Osteuropa, die nicht nur als klischeehafte Nebenrolle in einem Roman auftauchen, sondern als literarisches Subjekt mit einer Vergangenheit, mit Träumen und Gefühlen. Das ist alles sehr schwer für mich, ich wäre so gerne bei meinen Kindern, würde sie gerne in den Arm nehmen und küssen. Annas Vater arbeitet oft in Russland, und es ist kein Geheimnis, dass auch er dort seine Geliebten hat. Gerade Frauen, die unter dem Zwang eines Zuhälters stehen, sehen oft keine Alternative. Und je länger dieser Krieg, umso wahrscheinlicher, dass die Flüchtenden und Hilfesuchenden in die falschen Hände geraten. Wir begleiten jetzt Frauen, wenn sie sich per E-Mail bei uns melden. Aber irgendwann begann sie, die finanziellen Engpässe mit Gelegenheitsprostitution zu überbrücken. Da dachte ich tatsächlich am nächsten Morgen, hoffentlich lebt diese Frau noch. Im Oktober kam ich da an und am Die Prostitution in Belgien ist legal. Die Niederlande haben eine sehr liberale Prostitutionsgesetzgebung.